Carlo Abarth

Porsche 356 Carerra Abarth

Porsche 356 Carrera GTL Abarth

Wenn man Abarth hört, denkt man sofort an Fiat.

Dass Carlo Abarth Anfang der 60-iger den Auftrag erhielt, für  20 Leichtbau-Karosserien auf Basis des Porsche 356 B-Chassis ist vielleicht auf die unglaubliche Siegesserie, die er mit seinen kleinen Rennwagen auf Fiat Basis zurückzuführen.

Eventuell spielte auch das eine Rolle, dass sowohl die Porsche Familie als auch Carlo Abarth die österreichische Staatsangehörigkeit besaßen.

Ausgangssituation

Konkurrenz bekam Porsches in die Jahre gekommener 356 Carrera in der Rennsaison 1959 durch die kleinvolumigen Alfa Romeo und Lotus.

Das neue FIA-Reglement erlaubte den Einsatz einer neuen Karosserie, sofern das Gewicht des Fahrzeugs noch 95 % des Originalmodells betrug.

Um erfolgreich zu bleiben, musste Porsche den 356er technisch aufwerten. Motor mäßig war der Fuhrmann-Viernockenwellen-Motor ein tolles Triebwerk.
Bei der Karosserie musste Hand angelegt werden.
Carlo Abarth hatte sich als radikaler Tuner bereits einen Namen gemacht.
Ferry Porsche holte Carlo Abarth 1959 mit ins Boot.

Ergebnis

Abarth lieferte innerhalb von 3 Wochen das Konzept für den Sportwagen. Die Radikalkur brachte den gewünschten Erfolg: 780 kg und damit 120 kg leichter als der normale Carrera, je 13 cm niedriger und kürzer und 12 cm schmaler.

Nicht schön, aber funktionell:
Ausklappbare Lufthutze auf der Motorhaube, ebenso die Türgriffe.
Spartanische Innenausstattung: offen hängende Kabel im Cockpit, Lederschlaufen, mit denen die Türen zugezogen werden, einfachste Sportsitze.

Carlo Abarth hatte mit Ferry Porsche vereinbart, dass das Fahrzeug in Rennausführung und nicht in der hohen Porsche-Qualität geliefert wird.

Das Auto wurde zum Preis von 6.200 Dollar angeboten und die 20 Stück waren schnell vergriffen. Mann riss sich förmlich um den Carrera GTL Abarth und er wurde in den Jahren 60 bis 63 zum Favoritenschreck: dreimal in Folge die Grand-Turismo-Weltmeisterschaft bis zwei Liter Hubraum und besaß einige Jahre das Abonnement als Klassensieger.

Fazit

Ein seltenes Beispiel, da sich Porsche fachmännische Unterstützung von außen mit Carlo Abarth holte. Anders formuliert: ein italienisches Abenteuer mit einem erfolgreichen Ende.

Zitat „Classic Driver“

Das Exemplar in französisch Blau mit der Chassis-Nummer 1002 fuhren Paul-Ernst Strähle und Antonio Pucci 1961 bei der Targa zum Klassensieg und auf Platz sechs im Gesamtklassement.

Technische Daten

Motor: Vierzylinder-Boxer
Hubraum: 1.588 ccm
Leistung: 135 PS bei 7.400/min
max. Drehmoment: 146 Nm bei 5.800/min
Beschleunigung: 8,6 Sek. auf 100 km/h
Top-Speed: 220 km/h

Danke sage ich dem Fotografen Rémi Dargegen, der mir seine fantastischen Fotos © zur Verfügung gestellt hat.

Wichtig: einer weiteren Verwendung der Fotos in diesem Artikel wird nicht zugestimmt!

Text: Jochen

Bildnachweis: @remidargegen

Schildorn, 7. August 2023

PS: heuer feiert Porsche den 75. Geburtstag

Carlo Abarth

Carlo Abarth – der geniale Autokonstrukteur

15.11.1908 (in Wien) – 23.10.1979

Nach dem 1. Weltkrieg fuhr C. Abarth in Wien Radrennen und begann eine Tätigkeit als Motorradmechanicker. Im Rennteam Motor Thun fuhr als Ersatz für einen ausgefallenen Fahrer und war bei dem Rennen schneller als die Werksfahrer. 1928 gründete C. A. sein erstes eigenes Team. Auf Grund von vielen Verletzungen stieg C. A. auf Seitenwagenrennen um. Durch eine Änderung am Auspuff erfolgte eine Leistungssteigerung. Dies kam ihm später zu gute.

Bekannt war Abarth vor dem 2. Weltkrieg für sein Motorradgespann, mit dem Schräglagen bei Kurvenfahrten möglich waren. 1934 gewann C. A. ein spektakuläres Rennen mit dem Orient-Express – zwischen Ostende und Wien, 1300 km. Mehrere Unfälle zwangen C. A. seine Motorradaktivitäten einzustellen.1949 Gründung der Firma Abarth in Bologna – wenig später die Verlegung des Firmensitzes nach Turin. Ob Zufall oder nicht, durch die Übernahme der in Konkurs geratenen Firma Cisitalia und deren Rennfahrzeuge entwickelte Abarth diese als Squadra Carlo Abarth weiter. Dadurch wurde C. A. bekannt als Tuner sowie als Eigenkonstrukteur.

Da C. A. im Sternzeichen des Scorpion geboren wurde, wählte er diesen als Logo.

Drei Frauen begleiteten Carlo Abarth auf seinem Lebensweg:

die erste Frau war die Sekretärin von Anton Piech; 1949 heiratete C. A. Nadine Abarth-Zerjav. Die Ehe wurde 1979 geschieden. Im selben Jahr heiratete Carlo Abarth seine dritte Frau Anneliese, die er bereits 1964 kennengelernt hatte. Einen Monat vor seinem Tod. Der Altersunterschied von mehr als 30 Jahren schien keine Rolle zu spielen; Anneliese, eine nicht zu übersehende Schönheit liebte schnelle Autos und war fasziniert von einem Mann, „der immer genau wußte, was er wollte“.

Aber Carlo ließ sich von der Fröhlichkeit ihrer Jugend beflügeln.

Anneliese Abarth lebt heute in Wien und hat zu Ehren von Carlo Abarth die C. A. Foundation gegründet.

In den 50-iger und 60-iger Jahren machte Carlo Abarth viele Fahrzeuge von Alfa, Fiat und Simca renntauglich. Carlo Abarths Spezialität: die Konstruktion und der Bau kleinvolumiger Sportwagen. Aus der Vielzahl von siegreichen und berühmten Fahrzeugen erwähne ich an dieser Stelle den Carrera Abarth – die blaue Mauritius von Porsche, wie sie auch genannt wird.

Ende der Fünfziger bediente sich Porsche der Hilfe Carlo Abarths um eine leichtere und schnellere Version des 356 zu schaffen. Heraus kam dabei: Porsche Abarth 356 mit Aluminiumkarosserie, Design von Bertone, große Motorhaube mit zahlreichen Luftschlitzen, Gewicht 778 kg (120 kg weniger als die Standardversion), Auspuffanlage von Sebring; Leistungssteigerung von 115 PS auf 135 PS bei 7400 Umdrehungen, Tempo 230! Preis: 25.000 Mark; lediglich 21 Carrera Abarth wurden gebaut! 3 Weltmeisterschaften und unzählige Klassensiege! 

Wenige Carrera Abarth sind erhalten – der heutige Preis liegt im sechsstelligen Bereich.

Und auf einen weiteren Klassiker darf ich hinweisen. Fiat Abarth 595 SS. Carlo Abarth nahm sich den Fiat 500 zur Brust, diesen, ich zitiere: das asthmatische Verkehrshindernis römischer Ringautobahnen, kurz; das primitivste Großserienvehikel seiner Zeit, aber allseits geliebt. Im Auftrag von Fiat entwickelte Carlo Abarth den Fiat 500 Sport und machte aus den 13,5 PS stattliche 21,5 PS und das bei 2 Zylindern. 105 km/h lief er nun. Carlo Abarth, ehrgeizig wie er war, machte aus 500 Kubik durch Vergrößerung der beiden Zylinder 595 Kubik (595 – 27 PS), später sogar 690 Kubik (595 SS – 32 PS – Spitze 130). Erstmals tauchten die Bezeichnungen 595 und 695 auf! (30 PS, aber höheres Drehmoment und  der 695 SS – 38 PS). Am Markt sind praktisch keine mehr. Nur in Privathand.

PS: die Bezeichnung „SS“ steht für Supersport. Ab 1964 hatten die leistungsstarken Fiat 500 und 600 die Zusatz esseesse, dies entspricht dem italienischen Sprachgebrauch „SS“.

Thank you for your ingenuity, Carlo.

 Upgrade: 26. Juni 2023

 

Carlo Abarth
Carlo Abarth
Porsche Abarth 356
Porsche Abarth 356
Fiat Abarth 595 SS
Fiat Abarth 595 SS

70 Jahre Abarth 1949 bis 2019

Am 31. März 1949 gründete Karl Abarth das Unternehmen Abarth & Co. in Bologna; am 15. April 1949 wurde der Firmensitz nach Turin verlegt. Seit 1971 gehört Abarth zur Fiat Group Automobiles (FCA). 

Meilensteine

1949 Cisitalia Abarth 204A Spyder Corsa. Motor 1.100 ccm und Getriebe vom Fiat 1100.

1951 Abarth 205A Berlinetta Vignale. Motor (auf Wunsch 1.200 ccm) und Getriebe wieder vom Fiat 1100 Radstand länger als beim Spyder.

1952 Abarth 1500 Coupe Biposto Bertone (Showcar). Motor 1.400 ccm, Getriebe und Chassis vom Fiat 1400.

1953 3 neue Modelle: Abarth GT (Motor und Getriebe von Simca oder Renault). Abarth 103GT 1100 Ghia Coupe (Motor und Getriebe vom Fiat Nuova 1100). Abarth Ferrari 166 Spyder (Motor, Getriebe und Chassis vom Ferrari 166 MM).

1954 4 neue Modelle, allesamt Showcars: Abarth Alfa Romeo 2000 Ghia Coupe. Abarth Renault Fregatte Boano. Abarth 208A Spyder Boano. Abarth 209A Coupe Boano.

1955 mit dem Abarth 207A Spyder Corsa Boano kehrte Abarth in den Motorsport zurück.

von 1957 bis 1971 baute Abarth verschiedene Modelle auf Basis des Fiat 500 und 850, einige Beispiele:

Fiat 500 Elaborata Abarth Coupe Zagato (1957)

Fiat Abarth 500 Pininfarina Record (1958)

Fiat Abarth 595 Berlina (1963) 594 ccm/27 PS

Fiat Abarth 695 Berlina (1964 bis 1968) 695 ccm/36 PS später 32 PS

Fiat Abarth 695 SS Berlina (1964 bis 1971) 38 PS

Fiat Abarth 595 Competizione (1970 bis 1971) ausschl. für die Rennstrecke!

Fiat Abarth OT 850 (ab 1964) bis zu 53 PS

Fiat Abarth OT 1600 Berlina (1964) Abarth Motor mit 154 PS!

Seit 2007 gibt es die traditionsreiche Performancemarke Abarth wieder offiziell. Zunächst als Abarth Grande Punto (2007 bis 2010) mit 155 PS.

Auf Basis des 2007 wieder erstandenen Fiat 500 folgte im Jahr 2008 der Abarth 500 mit 135 PS.

2016 wurde der Abarth 500 technisch wie auch karosseriemäßig überarbeitet. Das Einstiegsmodell wird seit dem als Abarth 595 mit 145 PS angeboten. Weitere Modelle sind der 595 Turismo mit 160 PS, der 595 Pista mit 160 PS und der 595 Competizione mit 180 PS.

Abarth bietet neben einem Hatchback auch ein Cabrio an.

Darüber hinaus gab und gibt es folgende Sondermodelle:

Abarth 695 Tributo Ferrari 180 PS (seit 2010) limitiert auf 1.695 Stück

Abarth 695/695 C Edizione Maserati 180 PS (seit 2013) limitiert auf 499 Stück.

Abarth 695 Biposto 190 PS (2014 – 2018)

Abarth 695/695 C XSR Yamaha 165 PS (2017 – 2018)

Abarth 695/695 C Rivale 180 PS (seit 2017) auch als limitierte „175 Anniversary“ Sonderedition

2016 wurde das Abarth Programm mit dem Abarth 124 Spider erweitert.

2019 alle 595er Modelle werden mit dem 70 Jahre Jubiläumsbadge ausgestattet.

2024, ob sich ABARTH zum 75. Geburtstag etwas einfallen lässt? Vielleicht wird zum Ende der Verbrenner-Ära ein Sondermodell präsentiert. Mit ziemlicher Sicherheit wird es mit dem Abarth E 600 ein neues Elektromodell geben.

Lassen wir uns überraschen.

Upgrade: 1. Janaur 2024

595 esseesse 70 Jahre
70 Jahre Abarth Jubiläums Badge
Abarth 124 Spider
Abarth 695 XSR Yamaha
Abarth Edizione Maserati
Abarth 695 Biposto Record
Abarth Grande Punto
Abarth 695 Tributo Ferrari
Fiat 500 Elaborata Abarth Zagato Coupe
Fiat Abarth 500 Pininfarina Record
Abarth Ferrari 166 Spyder
Abarth 207A Spyder Corsa Boano
Cisitalia Abarth 204A Spyder Corsa
Abarth 1500 Coupe Biposto Bertone

Buon Giorno Abarthisti.

Im größten und traditionsreichsten Werk des FCA in Turiner Stadtteil Mirafiori wird ab 2020 der erste vollelektrische Fiat 500 und demnächst die stärkere und sportlichere Variante Abarth 500e gefertigt.
Werfen wir einen Blick in die Vergangenheit.
Eröffnet wurde die Fabrik 1939, ein Meilenstein in der Geschichte der italienischen Automobilindustrie. Der Fiat Topolino, hat in den späten 1940er Jahren für Veränderungen in der italienischen Gesellschaft gesorgt; das kleinste in Serie gefertigte Automobil der Welt. 1957 lief die erste Generation des Cinquecento vom Band. Die Produktion des Fiat 600 begann 1955. Es war die Geburtsstunde des ersten Volksautos Italiens. Schon nach wenigen Monaten war der 600er so begehrt, dass Wartezeiten bis zu einem Jahr in Kauf genommen werden mussten. Der Cinquecento, der ab 1957 von den Bändern lief, mobilisierte die ganze Nation und war der Begleiter des Wirtschaftswunders.
In Mirafiori wurden neben den oben genannten viele Modelle entwickelt und gefertigt, die in der Geschichte der Automobilindustrie nicht wegzudenken sind. Fiat 600 (1955), 1200 (1957), 1800 (1959), 1300 (1961), 850 (1964), 124 (1966) Panda (1980), Punto (1993 und 1999), Idea (2003). Außerdem Lancia Thema (1984) Autobianchi Y10 (1985) Alfa Romeo Mito (2008) und Maserati Levante (2016), um einige aufzulisten.
Von 1957 bis 1959 und von 1963 bis etwa 1971 wurden diverse Abarthmodelle auf Basis des Fiat 600 gebaut. Die weitere Geschichte ist unter „Carlo Abarth“ in der Menüleiste nachzulesen.
Seit 2007 wird der aktuelle Abarth mit Verbrennermotor, neben Fiat und Lancia im FCA Werk Tychy/Polen, einer der modernsten Automobilfabriken weltweit, gebaut. Die Fertigstellung erfolgt in Turin. 2024 endet zum Leidwesen vieler Abarthisti die Ära des von uns so sehr geschätzten Verbrenner Abarth.
In dem Komplex arbeiten bis zu 20.000 Menschen in der Produktion und damit verbundenen Bereichen, wie u. a. Entwicklung. Mittlerweile ist die Stätte mehr als nur Automobilproduktion. In einem Bürogebäude befindet sich der Hauptsitz der FCA Bank. Ein anderes Gebäude ist heute ein beliebtes Geschäfts- und Büroviertel. Und die Werkstätten von Abarth.
Seit 2019 befindet sich auf dem Areal die Heritage Hub mit einer beeindruckenden Ausstellung von über 250 Fahrzeugen aus der historischen Sammlung des Konzerns. Die Ausstellung ist sicher einen Besuch wert.
Nachfolgend einige Impressionen von den Fertigungshallen. Diese hat mein Freund Jochen G. und Mitglied im ACI beim Googeln im Internet gefunden und mir dankenswerterweise auch bearbeitet für diesen Artikel zur Verfügung gestellt.
Update
Soeben erhalten ich von meinem Freund Thorsten einige persönliche Fotos, die den Artikel sinnvoll ergänzen. Zu sehen ist auf einem Foto Carlo Abarth bei einem Vortrag sowie Fotos der alten Abarth Fabrik. An dem Komplex wurde so gut wie nichts verändert. 
Abschließend aktuellere Fotos, die Thorsten in der Fabrik von ausgestellten Fahrzeugen gemacht hat.
Ich wünsche euch einen guten Start in die Saison und viel Spaß bei euren Touren.
Jochen
Schildorn, 26. Juni 2023
https://www.instagram.com/jochenvanbebber/
https://www.facebook.com/AbarthClubInnviertel